Ganz spontan haben wir gegen Samstagmittag beschlossen, auf den Eisenerzer Reichenstein “zu spazieren”. 930 Höhenmeter sollten doch easy zu schaffen sein. Zu Hause war das Wetter ja … naja, sagen wir mal – es hat nicht geregnet. Leider hatte sich das bis zur Ankunft am Parkplatz am Präbichl geändert, und der Reichenstein hatte sich in ein dichtes Nebelkleid gehüllt. Eigentlich hätte ich das wissen müssen – egal, wo wir schon mal da waren … also, los!

Die 1. Hürde war eine Kuhweide, die wir zu durchqueren hatten. Mach ich normalerweise nicht, aber die sahen recht friedlich aus und waren weit genug weg. Als wir die hinter uns gelassen hatten, ging es weiter steil bergauf, bis wir zur Kammüberquerung kamen. Von dort sollte man ja einen wunderbaren Ausblick auf Eisenerz haben. Nun, ich wusste nicht mal, ob es auf der Kante irgendwo steil bergab ging oder nicht – die Sicht betrug nach wie vor bestimmt nicht mehr als max. 30 Meter.

Wir marschierten und marschierten - alles nass, alles rutschig. Endlich ein Wegweiser: rechts zur Hütte, links zum Gipfel; wir waren also fast am Ziel. Na klar – wir mussten bei diesem wunderbaren Bergwetter (…) schließlich ganz rauf! =D Und plötzlich war sie weg, die kleine Thaïs. Mademoiselle hatte was gewittert und wollte mal gucken, was sich da auf rund 2.000 Meter so herumtreibt. Ich konnte hören, dass da wohl irgendwelche Tiere wegliefen, da war Thaïs aber schon längst wieder bei uns, denn glücklicherweise laufen Briards selten weiter weg als Sichtweite - zumindest meine. Komische Laute gaben diese Tiere von sich … Gämsen? Passte irgendwie nicht.

Das letzte Stück zum Gipfel mussten wir kraxeln, und ich ließ die Wuschels erst warten. Ich wollte sicher sein, dass es da oben für die beiden ok ist und sie nicht irgendwo abstürzen könnten. War es – und ich rief sie zu mir. Plötzlich winselte Thaïs, hielt die Pfoten hoch und konnte nicht mehr weiter. Die dumme Kralle war ab – zumindest fast. Aber irgendwie mussten wir rauf bzw. auch wieder runter. Meine tapfere Maus kletterte auch zum Glück gleich wieder weiter. Die wunderbare Aussicht auf das Hochschwabgebiet und ins Gesäuse blieb uns leider auch hier verwehrt.

Meine Berggämsen - Névio und Thaïs am Eisenerzer Reichenstein

Nun gut, dann endlich zur Hütte. Und was war jetzt der richtige Weg?? Névio zweifelt keine Sekunde, aber wie so oft, vertraute ich meinem Mantrailer nicht, rief ihn zurück und weiter gings. Nur, dieser von mir als richtig erachteter Weg wurde immer steiler und steiler. Nur mehr Geröll und Felsen, und da saß ich auch schon auf dem Hintern. Nein, kann nicht sein, dass wir so rauf sind. Das hätte ich mir doch wohl gemerkt?! Mitten in diesem dichten Nebelschleier hatte ich überhaupt keine Orientierung (die hab ich auch so nicht *gg*) und keine Ahnung, wo wir waren. Nun denn, alles wieder retour. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon etwas Bammel, denn leichtsinnigerweise hatte ich niemanden gesagt, wo uns unsere „Gassirunde“ hingeführt hatte!

Aber wir haben es geschafft. Auf der Eisenerzer Reichensteinhütte gabs Wasser und Keksi für die Hunde und für mich einen sehr, sehr leckeren Schoko-Kokoskuchen, Schiwasser und a Zierberl. Hätte ich gewusst, was bzw. wer draußen beim Abstieg noch auf uns wartete, hätte ich ein paar mehr gekippt!

Nach einer kurzen Pause ging’s dann wieder bergab. Kurz nach der Hütte, wo sich zum Glück alle paar Meter Wegweiser befinden – sonst hätten wir den Weg wohl nie mehr gefunden – witterte Névio was, und ich holte ihn lieber an die Flexi-Leine. Als ich meinen Kopf nach rechts drehte, um auch Thaïs zu uns zu rufen, rutschte mir das Herz wohl weiter runter als nur in die Hose. Rund 20 Meter von uns standen 5 RIESIGE STEINBÖCKE, die uns anstarrten und sich keinen Millimeter weg bewegten – glücklicherweise auch nicht in unsere Richtung! Ohne zu diesem Zeitpunkt zu wissen, dass es sich bei dem König der Alpen nicht unbedingt um ein friedliebendes Tier handelt, sondern um eines, das auch tatsächlich attackiert und es gar nicht empfehlenswert ist, in Begleitung von Hunden in dessen Nähe zu kommen, schlug mir das Herz bis zum Hals. Névio & Thaïs merkten wohl auch, dass wir uns am besten unsichtbar gemacht hätte, und so sahen wir zu, dass wir rasch da wegkamen - die Steinböcke im Augenwinkel ... obwohl, bei einem Angriff wären wir da alle zusammen chancenlos gewesen.

Als ich dann am Abend googelte und mir bewusst wurde, wie gefährlich das gewesen ist - leichtsinnig zudem - bedankte ich mich echt bei unseren Schutzengerln. Machen wir nie mehr!!! Eisenerzer Reichenstein ist abgehakt. Auch bei Sonnenschein - nein, da rauf nie wieder!